Gastbeitrag von Andreas Larem

Abstract
Der vorliegende Beitrag beleuchtet die Wechselwirkungen zwischen der außenpolitischen Ausrichtung der CDU, CSU und SPD-Regierung in Deutschland, der geopolitischen und geoökonomischen Situation im Indo-Pazifik-Raum sowie den globalen Machtverschiebungen im Kontext internationaler Gipfelformate wie dem Z5+1. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Implikationen für Lateinamerika und hier exemplarisch für Uruguay.
Die Analyse zeigt, dass der Indo-Pazifik als strategischer Brennpunkt nicht nur die großen Weltmächte betrifft, sondern über verschachtelte Lieferketten, sicherheitspolitische Allianzen und multilaterale Institutionen auch Einfluss auf kleinere, exportorientierte Demokratien wie Uruguay ausübt. Der Koalitionsvertrag der deutschen Bundesregierung unterstreicht das Bekenntnis zu wertebasierter Außenpolitik und Multilateralismus, was Uruguay als stabiler Partner in Südamerika neue Kooperationschancen eröffnen könnte — etwa im Bereich grüner Energien, nachhaltiger Rohstoffwirtschaft und digitaler Infrastruktur.

Vor dem Hintergrund der globalen Neujustierung von Allianzen und Wirtschaftsströmen wird für Uruguay eine außenpolitische Strategie der Diversifikation und des balancierten Dialogs mit sowohl westlichen Demokratien als auch China an Bedeutung gewinnen. Gleichzeitig zeigen die internationalen Gipfel und Verhandlungsformate, dass geopolitische Entscheidungen der Großmächte auch für die Handlungsspielräume kleiner Staaten entscheidend sind. Uruguay steht damit exemplarisch für die Herausforderungen und Chancen kleiner Demokratien in einer multipolar geprägten Weltordnung.
Koalitionsvertrag der CDU, CSU und SPD (Deutschland) — mögliche geopolitische Relevanz für Lateinamerika/Uruguay
Obwohl der Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD naturgemäß einen starken innenpolitischen Fokus hat, lassen sich einige außenpolitische Linien ableiten, die auch für Lateinamerika relevant sein könnten.

Die deutsche Bundesregierung unter dieser Koalition verfolgt traditionell einen wertebasierten Multilateralismus und sucht stärkere Partnerschaften mit Demokratien weltweit. Uruguay, das als stabile Demokratie in Südamerika gilt, könnte hiervon profitieren — etwa im Bereich von Handels- und Nachhaltigkeitsabkommen oder durch verstärkte Kooperationen in den Bereichen grüne Energie, Digitalisierung und Bildung. Insbesondere in Fragen der Klimaaußenpolitik könnte Uruguay als Modellstaat in Lateinamerika für erneuerbare Energien und nachhaltige Landwirtschaft in den Fokus rücken.
Geopolitische und geoökonomische Situation im Indo-Pazifik-Raum — Implikationen für Lateinamerika und Uruguay
Der Indo-Pazifik ist derzeit der geopolitische Brennpunkt zwischen den USA, China und weiteren Akteuren wie Indien, Japan und Australien. Europa, einschließlich Deutschland, strebt hier eine eigene Rolle an.

Die zunehmenden Spannungen und wirtschaftlichen Verflechtungen im Indo-Pazifik haben indirekte Auswirkungen auf Lateinamerika. Uruguay, das in der Vergangenheit sowohl mit China als auch mit der EU verstärkt Handel getrieben hat, steht vor der Herausforderung, sich zwischen verschiedenen geopolitischen Polen zu positionieren.Sollte die EU im Rahmen ihrer Indo-Pazifik-Strategie verstärkt eigene Lieferketten sichern und Rohstoffe aus politisch stabilen und demokratischen Ländern beziehen wollen, könnte Uruguay als Partner für grüne Rohstoffe (z.B. Lithium-Nachfrage aus Bolivien/Argentinien unter Einbindung sicherer Transitländer) sowie als Plattform für europäische Investitionen in Südamerika an Bedeutung gewinnen.
Globale Konfliktlinien und lokale Chancen: Uruguay im Schatten geopolitischer Großstrategien
Abschließend lässt sich festhalten, dass Uruguay als stabile Demokratie und verlässlicher Partner in Lateinamerika im Kontext wachsender geopolitischer Spannungen und globaler Allianzen eine zunehmend strategische Rolle einnehmen könnte. Die wertebasierte und multilaterale Ausrichtung der deutschen und europäischen Außenpolitik eröffnet dem Land neue Kooperationsmöglichkeiten, insbesondere in zukunftsrelevanten Feldern wie grüner Energie und digitaler Transformation. Gleichzeitig erfordert die multipolare Weltordnung von kleineren Staaten wie Uruguay ein hohes Maß an diplomatischer Balance und strategischer Diversifikation. Die künftige Herausforderung wird darin bestehen, die Chancen globaler Machtverschiebungen zu nutzen, ohne in geopolitische Abhängigkeiten zu geraten.
Fazit
Uruguay könnte von einer wertebasierten Außen- und Wirtschaftspolitik der CDU, CSU und SPD-Regierung profitieren und im geopolitischen Spannungsfeld des Indo-Pazifik-Raums eine interessante Rolle als verlässlicher, stabiler Partner in Lateinamerika einnehmen. Gleichzeitig bleibt es für das Land wichtig, seine Beziehungen sowohl zu China als auch zu den westlichen Staaten strategisch klug auszubalancieren.
Zur Person
Andreas Larem war von 2021 bis 2025 direkt gewählter Bundestagsabgeordneter für Darmstadt (Hessen). Als ordentliches Mitglied im Auswärtigen Ausschuss hatte er im Deutschen Bundestag die Berichterstattung für die ASEAN-Staaten sowie die Länder der Regionen Ostasien, Südasien, Zentralasien und die internationale Handelspolitik inne. Insgesamt war Andreas Larem für mehr als 25 Länder zuständig – von denen er 20 besuchte – und nahm bei der Beratung zu einem Regionalbezug aufweisenden Vorlagen entsprechend inhaltlich Stellung.
Durch zahlreiche Reisen in die jeweiligen Staaten, Gespräche mit politischen Entscheidungstragenden vor Ort sowie den in Deutschland vertretenden Botschafter:innen leistete Andreas Larem einen Beitrag für die Intensivierung der bilateralen Beziehungen sowie für die Verstetigung des Austausches über beide Länder betreffende politische Themensetzungen und tagesaktuelle Sachverhalte.
Andreas Larem war federführend an der Verabschiedung eines Positionspapiers der SPD-Fraktion zu Zentralasien und der entsprechenden politischen Fokussierung der Verstärkung des Engagements Deutschlands in der Region beteiligt. Maßgeblich wirkte er auch an einem Koalitionsantrag zur vertieften Zusammenarbeit mit den Partnern des Indo-Pazifik zur Lösung globaler Herausforderungen mit.
Ebenfalls bekleidete Andreas Larem den stellvertretenden Vorsitz des Unterausschusses Vereinte Nationen, internationale Organisationen und zivile Krisenprävention. In dieser Funktion bemühte er sich um an der Konfliktbearbeitung und -nachsorge ausgerichteten Vernetzung militärischer und ziviler Maßnahmen. Er war Mitglied der IPU (Inter-Parliamentary Union) und dort im Vorstand des ständigen Ausschuss für die Angelegenheiten der Vereinten Nationen, zu der er einen intensiven Austausch pflegte.
Des weiteren war er der stellvertretende Vorsitzender der Parlamentariergruppe Süd-Asien und Mitglied in den PG´s ASEAN sowie Zentralasien. Als stellvertretendes Mitglied war Andreas Larem im Verteidigungsausschuss und im Finanzausschuss vertreten.

Dem Bundestagsmandat ging die Position des hauptamtlichen Bürgermeisters der Gemeinde Messel voraus. Zuvor wurde Andreas Larem zum ehrenamtlichen Handelsrichter am Landgericht Darmstadt und ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht Darmstadt berufen sowie war er Mitglied des Kreistages des Landkreises Darmstadt-Dieburg und Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses des Kreistags des Landkreises Darmstadt-Dieburg. Mitgliedschaften im Sozialausschuss des DStGB und Vorsitz des Sozialausschusses beim HSGB ergänzten die kommunalpolitische Arbeit. Andreas Larem hat eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann abgeschlossen und arbeitete als Marketing- und Vertriebsmitarbeiter sowie Geschäftsführer u.a. in der internationalen Wirtschaft.